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22.02.2012

Alte Pulvermühle wird am Samstag freigelegt

Am kommenden Samstag, 25. Februar, wird Geschichte erlebbar

Am kommenden Samstag, 25. Februar, wird Geschichte erlebbar: Im Rahmen des Projektes „Regionale 2010 Projekt: RegioGrün – Entlang der Strunde“ wird das Bodendenkmal einer alten Pulvermühle in der Nähe von Gut Schiff freigelegt. Denn einst standen neben den bekannten Papiermühlen auch Pulvermühlen am „fleißigsten Fluss“ Deutschlands, der Strunde. Derzeit ist dieses interessante Relikt der Wasserkraftnutzung und des örtlichen Gewerbes vom unmittelbar vorbeiführenden Wanderweg aus wegen des Schutzwalls nicht wahrnehmbar. Die Projektmaßnahme sieht vor, das Bodendenkmal über eine leichte Stufenanlage aus Holz, die vom Wanderweg hinauf zur Wallkuppe führt, erlebbar zu machen. Von der Kuppe des Schutzwalls schaut der Besucher auf Mauerfundamente und Erdbauwerke. Eine Informationstafel wird später Auskunft über die Geschichte und die Funktionsweise der Pulvermühlen geben. Eine Fachfirma wird ab Mai 2012 lose oder heraus gebrochene Mauersteine mit Kalkmörtel stabil einsetzen. Sämlingsbäume auf dem Mauerwerk, deren Wurzeldickenwachstum das Mauerwerk schädigten, wurden im November 2011 bereits gefällt. Weiterhin wurde eine dicke verkehrsgefährdende Buche entfernt.

Am kommenden Samstag ab 9 Uhr werden Freiwillige auf dem Gelände arbeiten. Sie sollen die Mühlenfundamente aus bruchrauen Natursteinen behutsam vom Laub und Kompost der Jahrzehnte nach Vorgaben der Bodendenkmalpflege befreien. Da keine Maschinen eingesetzt werden können, muss das alles von Hand geschehen.

Die Wassergräben sind zwar noch gut erkennbar im Gelände, jedoch ist zu deren Verdeutlichung ein Ausräumen der Gräben von Laub und Kompost sinnvoll. Mit den Eigentümern wurde ein Gestattungsvertrag abgeschlossen, die Bodendenkmalpflege,  die Untere Landschaftsbehörde und die Naturschutzverbände haben der Maßnahme in der vorgelegten Form zugestimmt.

Zur Historie:
Die Schwarzpulverproduktion des Strundetals besaß um 1900 überregionale Bedeutung.

Zu Gut Schiff gehörten nach einer längeren Aufschwungphase vier Pulvermühlen, von denen die Unterste, das so genannte Staubmühlchen, als einzige noch in Resten erhalten ist. Deutlich sind Grundmauern und ein schmaler Steinkasten, in dem das oberschlächtige Mühlrad drehte, zu erkennen. In der Geländetopographie ist der circa zwei Meter hohe Schutzwall aus aufgeschütteter Erde, der die Mühle früher aus Sicherheitsgründen umgeben hat, noch gut erkennbar, ebenso die Zulaufgräben zum oberschlächtigen Mühlrad und die Abflussgräben zur Strunde.

Der Kölner Kaufmann Wilhelm Josef Wecus, der damalige Besitzer der Locher Mühle, kaufte 1761 das Schiffer Gut und beantragte 1762 die Konzession zum Bau einer ersten Pulvermühle. Wenige Jahre später baute Wecus eine zweite, kleinere Pulvermühle westlich des Gutes, das so genannte Staubmühlchen. Der im feuchten Strundetal häufig vorkommende Faulbaum lieferte das Rohmaterial für die Herstellung von Schwarzpulver.

Etwa 1850 gingen die Pulvermühlen an Theodor Eyberg. Das Unternehmen expandierte und es entstanden zwei weitere Mühlen. Vor allem Jagdpulver wurde erfolgreich veräußert. Nach mehreren Fusionierungen und der Verdrängung von Schwarzpulver durch moderne Sprengstoffe erfolgte 1910 die Einstellung der Produktion.

Hinweis für Medienvertreter:
Aus Bergisch Gladbach in Richtung Herrenstrunden fahrend, stellen Sie ihr Fahrzeug am besten in der Rechtskurve kurz vor Gut Schiff (dort wo der Wald endet) am Straßenrand ab. Linker Hand befindet sich eine Brücke über die Strunde. Von dort aus können sie die Freiwilligen bereits bei den Arbeiten sehen. Ansprechpartner ist Thomas Klostermann.